Tuulis L-Philosophie: Lob, Leckerli, Liebe und Leadership
So wichtig sind diese Faktoren für unsere Beziehung zum Pferd!

Wie setzt ihr Leckerli zur Belohnung ein? Und welche Rolle spielt Lob für euch im Umgang mit dem Pferd? Weil es dazu so viele Meinungen wie Leckerli-Sorten gibt, frage ich einfach mal meine Lieblings-Trainer. Heute ist Dr. Tuuli Tietze dran, deren erstes Buch “Reiten mit inneren Bildern” übrigens gerade erschienen ist – und ich hatte die Ehre, das Geleitwort zu schreiben.
”Hier ist meine Leckerli-Philosophie: Wenn die Beziehung stimmt, also liebevoll ist und die Rangordnung klar ist im Sinne von “die Grenzen sind klar und werden nicht mehr hinterfragt” (Leadership), verwöhne ich meine Pferde gern nach Strich und Faden ? Sie dürfen jederzeit Vorschläge machen oder auch nach einem Leckerli fragen, meine Bedingung ist lediglich, dass ich “Nein” sagen können muss.
Und: Wenn einer ein Leckerli bekommt und der andere steht daneben, muss er auch eins bekommen. Ich will ja keinen bevorzugen. Wenn allerdings z. B. beim Füttern einer anfängt zu bollern oder zu scharren, dreh ich mich auch schon mal um und geh wieder weg.
“Futter bekommt immer erst derjenige, der höflich wartet und freundlich dreinschaut”
Was Lob und Leckerlis im Training betrifft, arbeite ich sehr viel mit Lob, nach dem Motto “Topfschlagen”. Ich melde meinem Pferd per Lob schnellstmöglich zurück, ob es sich auf dem richtigen Pfad befindet oder nicht: “warm”, “wärmer”, “heiß” oder “kalt, versuch was anderes”. Zu Beginn der Lernphase sind bereits kleine Fortschritte “heiß” und verdienen es, mit überschwänglichem Lob belohnt zu werden, hin und wieder, wenn es besonders toll war, auch schon mal mit einem Leckerli.
Aber Achtung: Knüpft hier besser keine Wenn-dann-Beziehung im Sinne von “Wenn ich mein Bein nach vorn strecke, dann bekomme ich immer ein Leckerli”! Die Ansprüche an “heiß” steigen mit dem Ausbildungsstand, und das stimmliche, liebevoll kraulende Lob, das Chillen in der gemeinsamen Wohlfühlzone stehen im Vordergrund, nicht das Leckerli. Denn Pferde haben vier Grundbedürfnisse: Sicherheit, Wohlfühlen, Futter, Spiel – in der Reihenfolge.
“Ich ordne die Leckerlis also dem Lob auch in meinem Verhalten ganz klar unter”
Wichtiger ist es, die beiden ersten Grundbedürfnisse unbedingt sicher zu stellen und die Wohlfühlzone immer wieder zu betonen. Dann kann ich alles im Spiel erarbeiten und jederzeit den “Stecker ziehen” und das Spiel ist aus, die Belohnung unter dem Topf aufgedeckt. Und die ist Chillen, Loben, Kraulen und eben manchmal auch was zum Kauen ?. Meist immer dann, wenn ich eine besondere Verstärkung erzeugen möchte, z. B. wenn ich eine komplexe Bewegung oder Lektion komplett neu erarbeite.
Genauso gut wirkt es aber auch, bei einer gelungen umgesetzten Bewegung, z. B. ein bis zwei gelungenen Piaffetritten, abzuspringen und das Pferd überschwänglich zu loben, sodass seine Augen anfangen zu blitzen, weil es stolz auf sich selbst ist. Das ist noch mehr wert als die Verstärkung mit Essbarem. Die Leckerlis sollten dabei nur als zusätzliche Verstärkung dienen.
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