So werden Paraden leicht: mit Bauch-Beine-Po!
Bauch, Beine Po: Puuuh, das kennen wir doch aus dem Fitness-Studio… Beim Reiten ist das aber gar nicht schweißtreibend, sondern ermöglicht leichte Übergänge: FREUNDPFERD-Trainerin Sibylle Wiemer erklärt heute im Blog, wie sie Paraden sanft und fast ohne Zügel reitet.
Übergänge aller Art gymnastizieren das Pferd. Und sie fördern Konzentration, Koordination und Geschmeidigkeit von Pferd und Reiter. Für Übergänge braucht es Paraden. Die schauen wir uns heute mal genauer an, denn ich sehe bei vielen Reitern, dass sie beim Durchparieren von einer schnelleren in eine langsamere Gangart gar nicht wissen, wie das geht: Viele ziehen oder fummeln einfach am Zügel, setzen sich irgendwie schwer hin oder lehnen sich im Sattel zurück.
Im Unterricht fiel mir mal der Spruch ein: „Bauch, Beine, Po und erst dann die Hand.“ Damit meine ich: Jeglicher Gangartwechsel (oder Übergang innerhalb einer Gangart) kann nur dann im Fluss und geschmeidig bleiben, wenn wir das Pferd nicht durch fehlerhafte Handeinwirkung ausbremsen.
Bei Paraden gilt für mich daher diese Grundregel:
- Bauchnabel anspannen.
- Beine liegen entspannt am Pferd.
- Po-Muskulatur ist total losgelassen: Im Unterricht sage ich immer „Sitz fett und breit.“ 😉
Atmen Sie aus, und geben Sie erst dann das Signal am Zügel als allerletztes i-Tüpfelchen auf der Parade. Sie werden feststellen, dass Ihr Pferd eventuell schon im Verlauf der 3 bewusst gegebenen Bauch-Beine-Po-Hilfen auf Ihre Körpersignale reagiert und das Tempo zurücknimmt oder die Gangart wechselt: Vom Schritt zum Halten, vom Trab zum Schritt, vom Galopp zum Trab.
Übung 1 für die bessere Koordination
Bevor Sie den Bauchnabel anspannen, nehmen Sie die Füße aus den Steigbügeln und lassen die Beine hängen. Viele Pferde parieren daraufhin schon durch. Nehmen Sie die Füße wieder in die Bügel. Reiten Sie wieder an, wiederholen Sie diese Übung mehrfach.
Übung 2 für bewusste Gewichtshilfen
Diese Übung können Sie erst dann reiten, wenn Sie ein sehr braves Pferd haben. Den oben beschriebenen „Klo-Sitz“ mit hängenden Beinen sollten Sie zuvor geübt haben. Lassen Sie sich auf dem Pferd sicherheitshalber führen bei dieser Balance-Übung.
Also, es geht los: Reiten Sie Schritt und Halten im Wechsel. Nehmen Sie die Füße aus den Steigbügeln. Legen Sie, bevor Sie jetzt den Bauchnabel anspannen, Ihre Knie links und rechts vom Widerrist ab. Die Unterschenkel liegen entspannt rechts und links der Pferdeschultern. Mit dieser Übung können Sie sich ganz einfach das Gefühl einprägen, mit entspannter Gesäßmuskulatur beide Gesäßknochen gleichmäßig zu belasten und dabei Ihre Muskulatur zu entspannen. Übrigens: Auch hierbei parieren viele Pferde schon durch und stehen schön geschlossen, sobald der Reiter mittig im Gleichgewicht sitzt.
Mein Fazit
Durch das Reiten beider Übungen spüren wir, dass das bloße Weglassen von Gewichtshilfen und treibenden Hilfen unseren Zügelhilfen viel mehr Leichtigkeit gibt. Dadurch ersparen wir dem Pferd unnötig kraftvollen Zügeleinsatz. Obwohl ich meine Wurzeln in der deutschen Reitlehre habe, orientiere ich mich bei den Paraden an den Erkenntnissen der französischen Légèreté und reite „Hand ohne Bein, Bein ohne Hand“. Ich vermeide damit eine fürs Pferd widersprüchliche Hilfengebung aus gleichzeitig vortreibenden und verhaltenden Hilfen: Diese müssten so perfekt abgestimmt sein, dass ein durchschnittlicher Reiter damit überfordert ist. Also: Machen wir es uns und unseren Pferden doch einfach leichter!
Noch mehr Trainings-Tipps von Sibylle Wiemer
Das Wärm-und-Weck-Training im Schritt
Leichter Leichttraben: So wird der Trab geschmeidig
Kommentar hinterlassen