Lyoner-Wurst mit Gesicht
Die FREUNDPFERD-Kolumne zum Fr(essen)

Lyoner-Wurst mit Gesicht, Salami im Käsemantel und gepresster Glibber in Plastikfolie fallen mir spontan ein, während ich für “Aufgegabelt” lese, was der Stuttgarter Sterne-Koch Vincent Klink in der “Süddeutschen” schrieb: “Es gibt in Deutschland unzählige Wurstsorten, die meisten wären mit Blödsinnswurst ganz gut benannt.” Weitere Auszüge seiner kernigen Aussagen: “Von 100 verarbeiteten Fleischprodukten, Würzmarinaden und sonstigen Derivaten müssten 80 mit einem Totenkopfaufkleber versehen werden.” Und: 38 Kilo Schwein und neun Kilo Rind pro Deutschem und Jahr seien zu viel. Das gefällt mir. Klink, sichtbar kein Kostverächter, diskutiert das neueste Fleisch-Wurst-Warnschild der WHO so saftig wie differenziert und plotzt damit mitten in den Fettnapf, der zwischen den Weltgesundheitsorganisierten, der Fleischwaren-Lobby und der boomenden Veggi-Nahrungsindustrie (die mit Zusatzchemikalien in der Kunstwurst nicht geizt) steht. Was ist sein Fazit? Der Fleischkonsum müsse mindestens halbiert, das Fleisch teurer und die Tierhaltung artgerecht werden. Klink schwärmt von seinem Lieblingswurstrezept, man hört ihn förmlich schmatzen. Und endet: “Es ist für die Sau absolut kein heldenhafter Abgang, in die eigenen Därme gefüllt zu werden. Hatte das Tier zuvor ein glückliches Leben, ist das für Tierschützer zwar immer noch kein Argument, aber für den Rest der Menschheit ein Trost.”
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